Nordseeschwimmen 2006

Nordseeschwimmen 2006

von Anke

 

Worauf habe ich mich da nur eingelassen? Zwar strahlt die Sonne gnädig, der Wind hat sich verzogen, die Nordsee ist angenehm temperiert, aber allein die Lektüre der "story of"-Nordseeschwimmen im Internet und die Aussicht auf die horizontal zu bewältigenden 10,6 km lassen doch ein einigermaßen mulmiges Gefühl in mir entstehen. Aber die Neugier auf die nordische See war stärker.
Das 18.Nordseeschwimmen verzeichnete einen Besucheransturm, der den Veranstalter dieses sehr speziellen Langstreckenschwimmens die Hände über den Kopf zusammenschlagen ließ: 212 schwimmbegeisterte Menschen aus nah und fern wollten am 5.August von der Nordseeinsel Langeoog zum Festland, nach Bensersiel an der ostfriesischen Nordseeküste schwimmen. Das Nordseeschwimmen begann 1989 als Trainingsschwimmen für unerschrockene Rettungsschwimmer. Mit den Jahren weitete sich der Interessentenkreis aus: durch Mundpropaganda strömten allsommerlich begeisterte Langstrecken-, Rettungs- und Flossenschwimmer aus dem ganzen Bundesgebiet in den Norden um am Inselschwimmen teilzunehmen, das von der DLRG Esens veranstaltet wird.

Mit der Fähre ging es bis kurz vor den Hafen von Langeoog. Eine illustre Mischung von jung und alt, Frauen und Männern, Barfüßlern (ohne Flossen), Stereo- und Monoflossenschwimmern, Schnorchlern und Nicht-Schnorchlern, die überwiegende Mehrheit in Neoprenanzügen, versammelte sich an Bord. Direkt vom Schiff musste man im wahrsten Sinne des Wortes über die Reling gehen um dann ein paar Meter in Richtung Ufernähe zu schwimmen. Im hüfthohen Wasser wartete die Menge auf das Eintreffen des Segelschiffes Jolante, das vorwegschippernd den Weg nach Bensersiel weisen sollte.
Nach dem Startschuss zog sich das Teilnehmerfeld schnell auseinander. Wir schwammen mit der auflaufenden Flut gen Festland. Ein faszinierender Anblick bot sich, wenn man nah der Fahrrinne schwimmend einer Fata Morgana gleich dicht neben sich auf Augenhöhe die Sandbänke des Wattenmeeres (Ebbe!) sieht, die wie Wüstensand in der Sonne schimmerten. Ist man auf den ersten Kilometern den Wellen der Nordsee, die sich in diesem Jahr noch von ihrer gutmütigen Seite zeigte, ausgesetzt, so dass man das Gefühl nicht los wird, nur Spielball der launischen See zu sein und mit den eigenen Händen und Füßen nicht wirklich viel auszurichten um voranzukommen, freut man sich, endlich den Damm zu erreichen, der die Einfahrt in den Hafen von Bensersiel markiert. Doch der Damm zieht sich über mehrere Kilometer und die Schubkraft der Flut, die einen bis dahin doch mehr getragen hat, als man wahrgenommen hat, lässt beträchtlich nach. Nun muss/kann man endlich "richtig" schwimmen, doch jetzt lassen die Kräfte nach und der Durst steigt beträchtlich, schließlich hat man auf der Strecke schon reichlich Salzwasser geschluckt, so dass man sich fühlt, als hätte man gerade einen Salznapf ausgeleckt.
Ich fand die letzten Kilometer am Damm entlang ziemlich anstrengend, doch der Empfang am Ziel war herzlich und der Strahl frischen Wassers, mit dem jeder Schwimmer zunächst einmal abgespritzt wird, wirkte einfach sehr belebend. Das Festland hatte uns wieder.

Fazit: ein uriges Schwimmen, ostfriesisch herb, aber herzlich.

Anke