Arendsee 2013

Probier’s mal mit Gemütlichkeit –
Ein Plädoyer für die Arendseeüberquerung

von Constantin Gröschel


Da der Arendsee doch etwas außerhalb meiner üblichen Schwimmgründe liegt, habe ich bislang nie ernsthaft erwogen, die dortige Schwimmveranstaltung in meinen Freiwasser-Kalender aufzunehmen. Bis in diesem Sommer eine Bekannte von mir geradezu ins Schwärmen darüber geriet: Da müsste ich unbedingt mal hin, das wäre so richtig entspannt…


Natürlich hatte ich sofort angebissen.


Doch der Weg bis ins Wasser des Arendsees erwies sich als gar nicht so einfach. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, das die Arendseeüberquerung eines der bestgehütetsten Geheimnisse des Schwimmkalenders ist. Angefangen damit, dass es zum einen das „Arendseeschwimmen“ und zum anderen die „Überquerung“ gibt – der Unterschied ist für den etwas begriffsstutzigen Laien gar nicht so einfach herauszufinden. Was von beidem nun an welchem Tag stattfinden sollte, darüber gab es auf den einschlägigen Seiten auch etwas unterschiedliche Angaben. Aber kein Problem – über den link bei schwimmkalender.de landete man ja bei der Wasserwacht Salzwedel, dem Veranstalter. Dort gibt’s auch jeweils eine Ausschreibung zum Runterladen – doch keine Chance, das funktioniert nicht. Na gut, ist ja auch noch ein paar Wochen hin, das werden die sicher schnell beheben…aber auch Wochen später funktioniert dort immer noch nichts. Schon langsam etwas nervös geworden, versuchte ich die angegebene Festnetznummer – erfolglos. Schließlich, zwei – oder etwa drei? – Tage vor dem Termin, probier ich es auf der Handynummer und erreiche prompt den sehr freundlichen Veranstalter persönlich. „Klar könn’se kommen! Fahr’n se einfach nach Schrampe, Sonntag um Neune, dann sehn se uns schon!“
Pünktlich in Schrampe angekommen, sehe ich natürlich gar nichts. Kein Schild, kein Hinweis, kein Mensch zum Fragen auf der Straße. Nach zweimaligem Hin- und Hergekurve biege ich in eine vielversprechende Straße ein und stoße direkt auf einen freundlichen Sachsen. „Nee, hier in der Ecke ganz sicher nicht, das muss am anderen Ortsende sein!“ Später stellte sich heraus: hätte der Sachse mir nicht mit seiner Leibesfülle die Sicht versperrt, wären mir etwa 20 m hinter ihm die parkenden Schwimmerautos wohl nicht entgangen. Aber letztlich wurde ich bei einem weiteren Handyanruf von der Wasserwacht freundlich zurück zum Schwimmstart gelotst.


Am Ufer hatten sich etwa 25 Teilnehmer versammelt, wovon gefühlte 10-12 zum engeren Familienkreis der Wasserwachtler gehörten. Darunter vier Kinder von 8-12 Jahren, die sich unser aller größten Respekt verdienten! Man trug sich in eine Teilnehmerliste ein, und nach ein paar einweisenden Worten hieß es: „Na dann mal los…“ Voran paddelte eine nette Dame mit Hündchen auf dem Schoß, die Wasserwacht sicherte die Strecke und rüber ging’s zur 3,2 km entfernten Seebühne in Arendsee.


Dass tatsächlich eine Stoppuhr laufen gelassen wurde, kam mir erst wieder im Ziel zu Bewusstsein, wo das Töchterchen eines Veranstalters die Zeiten und Namen gewissenhaft erfragte und in eine Liste eintrug. Jeder bekam auch eine schöne Teilnehmerurkunde, ansonsten gab es – „nichts“! Außer: einer richtig freundlich, ja herzlich geleiteten Veranstaltung, die super funktionierte, großen Spaß machte und – meine Bekannte hatte nicht zu viel versprochen – völlig entspannt war. Alle waren Sieger – hier ging es wirklich nur um die Freude am Schwimmen, um das Bewältigen der Strecke, ums Dabeisein. In meinen Augen also um das Wesentliche beim Langstreckenschwimmen.


Bei anderen Schwimmveranstaltungen gerät dies nach meinem Empfinden angesichts der recht ausschweifenden Siegerehrungen etwas in den Hintergrund. Schwimmen, ein herrlicher Einklang von Bewegung, Atmung und Naturerleben wird reduziert auf sportliche Platzierungen. Nicht, dass ich den Siegern ihre Freude und ihren Stolz nicht gönnen würde – aber spätestens ab Platz 3 der AK 45 m könnte das vielleicht nicht mehr ganz so wichtig genommen werden. Vor den meisten Schwimmen wünscht der Veranstalter den Teilnehmern viel Erfolg, gute Platzierungen, gute Zeiten, vielleicht noch gesundes Ankommen. Noch nie wurde uns Freude am Schwimmen, innere Ruhe in der Bewegung, Zu-sich-selber-finden beim Schwimmen gewünscht. Für wen dies im Vordergrund steht, dem kann ich die Arendseeüberquerung nur wärmstens ans Herz legen!


Auf nach Schrampe – ganz entspannt!